Lieder

1.
In dunkeler, tiefmitternächt'ger Stunde
Lehnt einsam an dem Fenster eine Maid;
Trüb' ist ihr Antlitz, aber es verleiht
Ein Lächelzug noch eine zweite Kunde.

So Lust, wie Leid hegt ihres Herzens Wunde:
Erinnerung an eine süße Zeit,
Verlangen nach dem Freunde, der so weit,
Und Sehnen nach erneutem Wonnebunde.

Sie seufzet tief und blickt zum Himmel auf
Und sendet heiße Grüße in die Ferne,
Die sie vertraut der Wolke raschem Lauf;

Wie zöge sie mit ihr dahin so gerne,
Um heimlich nur den Liebsten anzuseh'n,
Und heimlich wieder von ihm wegzugeh'n.

aus: Vor Tagesanbruch
Erzählungen und Lieder
von Amara George
Frankfurt a. M.
Verlag von Meidinger Sohn & Comp. 1859

Collection: 
1888

More from Poet

3.

3.
Es scheidet uns das Leben, und der Raum,
Der grausame, der Tag, das wache Sein,
Wo einzig und allein
Der Harm der Trennung und der Ferne klar.
Doch freundlich ist und liebevoll der Traum.
Er zaubert das Entrückte...

2.

2.
Es ist ein Ort, da wär' ich
So süß befreit von meinen Trauerlasten;
An Deiner Brust, Geliebter,
Ist dieser Ort, da möcht' ich ruh'n und rasten.

Noch einen andern weiß ich,
Wo Ruhe wohnet; soll sie mir nicht...

1.
In dunkeler, tiefmitternächt'ger Stunde
Lehnt einsam an dem Fenster eine Maid;
Trüb' ist ihr Antlitz, aber es verleiht
Ein Lächelzug noch eine zweite Kunde.

So Lust, wie Leid hegt ihres Herzens Wunde:
Erinnerung...

In deine Liebe möcht' ich
Mich senken ganz hinein,
Da tief ohn' Ende rasten
Und von Allen vergessen sein!

Ein Wörtlein würd' ich hören,
Das Eine ganz allein,
Wenn ich so läg' und schliefe
In diesem...

Mit wunderholdem süßen Klang
Sagst du zu mir: "O meine Dichterliebe!"
Es ist dies Wort mir wie Gesang,
Wie frischer Ost verscheucht es meine Trübe.

Ich lechzte lang in meiner Nacht
Nach solcher Liebe, die ein Gott nur spendet,...