Meer

Aus der Unende
nach der Unendlichkeit
ziehen die Nebelschwaden
über das ewige Meer.

Dunkeldrohend
senkt sich die schwarze Tiefe,
düsterschattend
hüllen mich Wolken ein.

Von oben her grollt des Donners Ruf —
So war es, als Gott die Welt erschuf.

Ein suchendes, glühendes, fernes Licht
kommt und verschwindet.
Bist du es, mächtiger Geist?
Wohlan! Hier bin ich! Hier
zwischen oben und unten,
vom Dunkel umlauert,
von deiner Stimme umdröhnt,
im schwankenden, zitternden Kahne
eine Planke vom Tode getrennt —

So nahe war ich dir nie!
Nun mußt du es hören,
das Weinen und Lachen,
das Jubeln und Klagen
in meiner Brust —!

Hier magst du mich treffen,
segnen oder verdammen —!

Collection: 
1919

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