Das ist der Preis, den zahlen
Du für die Liebe mußt,
Daß oft so bange Qualen
Beklemmen deine Brust.
Daß du nicht hast zu rasten,
Daß keine Luft dir kühl,
Und daß die Stunden lasten
Auf dir gewitterschwül.
Und daß du dich mußt mühen,
Zu reden und zu sehn,
Und daß du schon im Frühen
Dich sehnst nach Untergehn.
Ich hab' es wohl erfahren,
Ich bin davon so bleich -
Schon viele Tage waren
An Grauen Nächten gleich.
Und lebe jetzt noch immer
In einer schweren Zeit,
Und dennoch geb' ich nimmer
Die Liebe und das Leid.
Will nicht vom Leid mich scheiden,
Das aus der Liebe ist,
Will lieben und will leiden,
Bis es am Ende ist.
Aus: Deutschlands Dichterinnen
von H[ermann] Kletke
Zweite vermehrte Auflage
Berlin o.J. [1882]