Thränen im Glücke

 

Du mußt dich nicht bekümmern,
Wenn einmal auch geschwind
Beschattet meine Stirn ist,
Die Augen voll Thränen sind.

Am hellsten Sonnentage,
Schwebt da ein Wölkchen nicht
Manchmal zwischen die Gegend
Und das gewaltige Licht?

Auf Augenblicke ruht dann
Alles in Schatten gehüllt,
Und doch ist's von des Lichtes
Herrlicher Macht erfüllt.

Also kann in der Liebe
Leben athmen die Frau,
Und dennoch an ihren Wimpern
Zittern der Thräne Thau.

Aus: Deutschlands Dichterinnen
von H[ermann] Kletke
Zweite vermehrte Auflage
Berlin o.J. [1882]

Collection: 
1882

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Südliche Nacht, du küssest mich heiß,
Schwimmende Luft, du schmeichelst mir leis',
Köstliche Sterne im ruhigen Meer,
Nordbraut zieht fort - das Scheiden ist schwer!
Aber so schön, o Süden, du bist,
Drüben im Norden der Liebste...

Ich bin fern von meinem Hause,
Ich bin fern von meinem Land,
Ich bin einsam und verlassen,
Ungeliebt und unbekannt.
Aus den Stunden unsers Glückes
Blieb mir nur ein einzig Pfand:
Dieser Zeuge meiner Freuden...

Wenn ein Blick sich von uns wendet,
Welcher einst von Liebe sprach,
Und der süße Traum geendet,
Und der Hoffnung Anker brach,
Alle Blüthen sich entfärben -
Ach, was bleibt dem Armen dann,
Als vergessen, oder sterben,...

 

Du mußt dich nicht bekümmern,
Wenn einmal auch geschwind
Beschattet meine Stirn ist,
Die Augen voll Thränen sind.

Am hellsten Sonnentage,
Schwebt da ein Wölkchen nicht
Manchmal zwischen die Gegend...

 
Das ist der Preis, den zahlen
Du für die Liebe mußt,
Daß oft so bange Qualen
Beklemmen deine Brust.

Daß du nicht hast zu rasten,
Daß keine Luft dir kühl,
Und daß die Stunden lasten
Auf dir...