Die Wolken leuchten immer noch,
die dunkeln Blätter zittern sacht;
ich bin im Grase aufgewacht,
o kämst du doch,
es ist so tiefe Mitternacht.
Den Mond verdeckt das Gartentor,
sein Licht fließt über in den See,
die Weiden schwellen still empor,
mein Nacken wühlt im feuchten Klee;
so liebt ich dich noch nie zuvor!
So hab ich es noch nie gewußt,
so oft ich deinen Hals umschloß
und blind dein Innerstes genoß,
warum du so aus banger Brust
aufstöhnest, wenn ich überfloß.
O jetzt, o hättest du gesehn,
wie dort das Glühwurmpärchen kroch!
Ich will nie wieder von dir gehen!
O kämst du doch!
Die Rosen leuchten immer noch.
aus: Richard Dehmel Gesammelte Werke
in drei Bänden. Band 2 S. Fischer Verlag Berlin 1913