Warum ist Liebe wandelbar?
Die kleine Maid, die scheue,
Ist flatterhaft und liebt wohl gar
Ein wenig sehr das Neue?
Sie hat auch gar zu viel zu thun,
Vermittelt viele Küßchen,
Der Blüthenstaub läßt sie nicht ruhn,
Sie macht die kleinen Nüßchen.
Die Nüßchen mit dem süßen Kern,
Die hat sie ausgesäet,
Und Blumenflocken, Stern an Stern,
Die hat ihr Hauch verwehet.
Und wer sie hält am Kleidersaum,
Der meint sie zu besitzen,
Derweil schon rastlos durch den Raum
Die Schelmenaugen blitzen.
aus: Meine Ruh von Carmen Sylva
Höhen und Tiefen
Zweite Auflage Berlin 1885