Du schweigest, dunkler Tannenwald,
In Deinem ernsten Grün.
Ich will von Menschen, Leid und Qual
In Deinen Schatten fliehn.
Und hier, in dieser Waldesruh,
Am friedevollen See,
Da öffnet sich des Herzens Grund
In überströmtem Weh.
* * *
In sinnbethörter Leidenschaft
War all' mein Denken Dein;
Und wie gefesselt, Göttlicher,
War ich vor Dir allein.
Noch nimmer schmiegte sich mein Geist
An einen andren an;
Du Größerer, Du Einziger,
Was hast Du mir gethan?
Ich kann Dir nicht gehören,
Ich kann nicht jauchzen: "Dein,"
Kann in geklärter Liebe
Nicht in Dir glücklich sein.
So stürzte ich verzweifelt
In andre Bahnen mich,
Und jauchze, wo ich siege:
Ich überwinde Dich!
Und reiße ab die Ketten,
Ob auch die Wunde quillt,
Ich will die andren retten
Vor dem, was ich gefühlt.
Ein neuer Geist der Liebe
Soll durch die Herzen gehn,
Und frei und ohne Fessel
Soll Aug' in Auge sehn.
* * *
Du aber, den ich liebte,
Mein Gott, mein höchstes Glück,
O schweig! und rufe nimmer
Den alten Kampf zurück.
Aus: Ilse Stach von Goltzheim
Wer kann dafür, daß seines Frühlings Lüfte weh’n! Gedichte
E. Piersons's Verlag, Dresden und Leipzig, 1898
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