Die Vöglein singen so lustig,
Es scheinet die Sonne so hell,
Es rauscht durch grünende Beete
Der mährchenerzählende Quell.
Zwei Röslein blühen im Garten,
Sind beide so weiß wie Schnee,
Sind beide traurig und tragen
Im Herzen ein nagendes Weh.
Sie lieben einander so innig
Und sagten's einander so gern;
Sie möchten kosen und küssen,
Und stehen einander so fern.
Und als der Abend gekommen,
Die Sonne geendet den Lauf,
Da ziehet am nächtlichen Himmel
Ein drohend Gewitter herauf.
Schon zucken leuchtende Blitze,
Die Wolken ziehen geschwind,
Schon tobt durch den friedlichen Garten
Der heulende, schnaubende Wind;
Er feget über die Beete
In wilder, jagender Hast,
Mit seinen mächtigen Armen
Hat er die Rosen erfaßt.
Doch beben sie nicht vor dem Wilden,
Sie haben ihn freundlich gegrüßt,
Er neigt sie ja mächtig zusammen,
Bis daß sie einander geküßt.
Und als das Wetter verzogen
Und lächelnd der Morgen kam,
Da grüßten einander die Rosen
Erglühend in purpurner Scham.