zum achten Dezember (1846)
Daß ich als meine dich umfangen,
Und dich geherzt, wie nie, so warm,
Heut ist ein Jahr seitdem vergangen,
Und liegt nun da, so reich, so arm;
So arm an allem eitlen Streben
Nach eines Namens Schellenkleid,
Doch überreich an innrem Leben,
An höchstem Glück und tiefsten Leid.
Denk ich, wie wechselnd, bald die Freude,
Bald mich der Schmerz in Händen hielt,
So ist mir's fast als hätten beide
Mit meinem Herzen Ball gespielt,
Dies Werfen mich und Wieder-Fassen
Nahm oft der Freude selbst den Wert,
Und »möchten sie mich fallen lassen!«
Hab' ich manch liebes Mal begehrt.
Erkennen an dem eignen Lose
Mußt' ich, wie wahr der Dichter klagt:
»Ein liebend Herz ist eine Rose,
Daran die Sorgen-Raupe nagt.«
Ob nimmer auch, wie scheu-getroffen,
Ihr Zahn die Blüte selbst versehrt, -
Die frischen Blätter - Mut und Hoffen -
Sah ich bis auf den Grund verheert.
Schon sprichst du: »Welche Leichenrede
Statt eines frohen Festgedichts!«
Doch meiner Klagen all und jede,
Drum lächle nur, zerfällt in nichts;
Denn sprächst du je: »Dein Weg ist offen,
Sei wieder frei um froh zu sein«;
So ständ' ich; wie vom Blitz getroffen,
Und riefe weinend: »Bleib doch mein!«
Ich liebe dich, und bin geborgen,
Wenn du mir Lieb' um Liebe gibst;
Das aber sind all meine Sorgen:
Ob du so recht mich wieder liebst?
O könnt' ich doch zu dieser Stunde
In deine lieben Augen schaun,
Ich schöpfte Wohl aus ihrem Grunde,
Wie immer Hoffnung und Vertraun.