Meine Welt

Ein Herz ist meiner Erde Rund,
Ein Auge ist mein Licht,
Mein Sommer ist ein Flammenmund,
Mein Lenz ist ein Gesicht,

Ein feuchter Blick mein Ocean,
Und meines Himmels Luft
Sie weht mich wonneflüsternd an
Aus eines Athems Duft;

Mein Abend ist ein scheidend Geh'n,
Ein hoffend Lebewohl;
Mein Morgen ist ein Wiederseh'n,
An Strahlen übervoll!

Gewitterluft ein Druck der Hand,
Er preßt die volle Brust -
Und aller Blitze Himmelsbrand
Ist der Umarmung Lust!

Und was vom unsichtbaren Thron
Die süße Welt durchzieht,
Das ist ein seelenvoller Ton,
Das ist ein göttlich Lied.

Collection: 
1844

More from Poet

  • Du sagst: auf theuren Lippen wiegt
    Sich Deines Lebens Lust,
    Wirst, wenn sich Mund dem Munde fügt,
    Dir erst des Heils bewußt.

    Nicht so entscheidet mein Gefühl,
    Ob's auch von Liebe schwer;
    Ein Kuß gilt mir unendlich...

  • Streife über meine Saiten
    Feuchter Hauch der stillen Nacht,
    Laß die Töne schwellend gleiten,
    Wo der Liebe Sehnen wacht;
    Hebe leicht wie Blüthenflocken
    Mir die losgebund'nen Locken,
    Daß sich rein das sanfte Licht...

  • Liebster ich sterbe!
    'S ist mir so bang und weh -
    Saget ihr Augen,
    Wo ich euch wiederseh'?
    Blüthen und Freuden,
    Küsse und Leiden,
    Alles will scheiden?
    Nun denn Ade!

    Muß ich hinüber,...

  • In Lieb' und Dank sich selig auszudehnen
    Ist meines Herzens heiligster Beruf!
    Ob Himmelslust, ob ungestilltes Sehnen
    Den feuchten Strahl im Seelenspiegel schuf,
    Er thauet kühlend auf die heiße Brust,
    Die der Bedeutung Tiefe sich...

  • Was klopft an die Brust?
    Ist's etwa die Lust?
    Herein, nur herein!
    Doch kann's ja nicht sein -
    Längst wohnte sie dort
    Am heimlichen Ort.

    Was klopft an dem Herzen?
    Sind's etwa die Schmerzen?
    ...