An Ferdinand

Und hätt' ich auch zum Letztenmal
Auf dieser Welt gesungen,
Wär' mit des Abends letztem Strahl
Der letzte Hauch verklungen,
Heut würd' ich menschlich wieder wach,
Und pries' im sehnsuchtsvollsten Ach
Die schöne Erdensonne
Sammt Herzeleid und Wonne.

Wohl ist der Raum zu eng, zu weit,
Zu kalt für meine Lieder,
'S kam über mich die stille Zeit -
Und käm' sie oftmals wieder,
Heut lös't der Bann sich frei und groß,
Bleibt's doch des Menschen einzig Loos,
Ihm göttlich zugeschrieben.
Zu weinen und zu lieben.

Nur wenig Worte sind vergönnt
Dies tiefe Loos zu deuten,
Doch wenn's die Seele einmal kennt,
Kennt sie's für alle Zeiten;
Sie weiß: es kann nicht besser sein,
Sie liebt und weint, und schickt sich d'rein,
Frei bleibt in Tod und Leben
Die Macht, sich zu ergeben!

Hier meine Hand, geliebter Freund,
Ich kenne keine Klagen!
So lang' mir heut die Sonne scheint,
Will ich die Erde tragen!
Und thut sie's einst nicht mehr mit mir,
So bleibt mein Lieben doch bei Dir,
Mein Lieben unermessen!
Das Weinen sei vergessen.

Collection: 
1844

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