I.
Geh', Liebste, geh',
's Ist nicht verfrüht,
Sieh, Alles blüht -
Die Kirsch und Schleh',
Der Mohn und Klee,
Und Duft versprüht
Die Kress' am See!
Spazier'
Mit mir
Zu Thal und Höh',
Zu Höh' und Thal,
Weil Alles glüht
Im Farbenstrahl,
Weil nichts mehr fahl
Und lebensmüd! -
Du blühst ja auch
Nach Frühlingsbrauch:
Bist roth und blau
Wie Feld und Au;
Strahlst weiß und golden
Wie Blumendolden!
Das Vöglein singt
Im Hag so sehr,
Der Falter schwingt
Sich nebenher;
Das Käferlein,
Die Biene auch
Umsummt im Hain
Den Blüthenstrauch;
Die Winde weh'n
So mild und lau,
Die Blumen steh'n
Im Morgenthau -
Horch - flöten und geigen
Zum Wesenreigen!
Drum, Liebste, geh'
Nicht säum', nicht säum',
Mich drängt es sehr,
Zu Thal und Höh',
Ich kann daheim
Nicht weilen mehr!
II.
Und wie wir durch die Felder gingen,
Da war um uns ein Lieberingen,
Dazu ein Singen und ein Klingen,
Dabei ein Klettern und ein Springen,
Ein Senken, Schwenken, Wirbeln, Schwingen,
Ach, ein unendliches!
Und wie wir durch die Auen zogen,
Da war um uns ein Blumenwogen,
Und über uns ein Blüthenbogen,
Da ward gerastet und geflogen,
Geliebkos't ward da und gesogen
Ach, so unendlich süß! -
(Arie I.)
Laß dich lieben, o Holde!
Und liebe mich auch,
Es ist ja im Maien
So Weltenbrauch.
Laß dich küssen, o Traute!
Und küsse auch mich,
Liebkoset ja Alles
In Maien sich.
Laß dich umarmen, o Herz!
Und umarme mich fest,
Weil ja Keines vom Andern
Im Maien läßt.
Laßet uns lieben, lieben,
Ja lieben mit Kraft,
Weil der milde Gebieter,
Der Mai es schafft! -
Und wie wir dann den Wald betraten,
Da gab's in seinem braunen Schatten
Nur Freier rings und sel'ge Gatten;
Und Jeglich ging so gut von statten:
Die Väter fanden Kinderpathen,
Die Mütter weiches Moos und Matten,
Und all die Waldgeschöpfe thaten
Ach, so unendlich lieb! -
Und wie wir bald am See ankamen,
Da war ein Blitzen und ein Flammen,
Süß liebgepaart und eng beisammen,
Um Angel unbesorgt und Hamen,
Die tausend Fisch' und Fischlein schwammen,
Es spielten ihre Liebesdramen
Die Bräute hold mit Bräutigamen -
Ach, so unendlich schön! -
(Arie II.)
Dir in den Armen,
Du mir am Herzen,
Dem liebenden, warmen,
Wo gäb' es da Schmerzen!
Die Seelen sind Bronnen,
Nur muß da für Wellen
Ein Meer von Wonnen
Den Tiefen entquellen.
O Leben, o Lieben,
O Lieben, o Leben,
Wer soll dich nicht üben
Gott dankergeben! (S. 142-145)