Ich grüße Dich, Taumel der Sinne,
Hirnzehrendes Autodafe,
Nur Du kannst löschen und dämpfen
In rasenden Wollustkrämpfen
Der Seele schneidendes Weh.
Ich grüße Dich, Taumel der Sinne.
Mein Hoffen, mein Träumen, mein Sehnen,
Es liegt im Staube zerschellt.
Wer Lust hat, umkreise die Trümmer
Mit tränendem Aug', mit Gewimmer,
Bis selber zusammen er fällt.
Ich aber, ich lenke die Schritte
Zu Dir, Lucia, zurück, -
Du wirst mich gierig umpressen,
Und ich, ich werde vergessen
Mich selber, die Welt und das Glück.
Ich grüße Dich, Taumel der Sinne,
Hirnzehrendes Autodafe,
Nur Du kannst löschen und dämpfen
In rasenden Wollustkrämpfen
Der Seele schneidendes Weh.
Ich grüße Dich, Taumel der Sinne.
2.
Der Traum der keuschen Liebe,
Längst ist er ausgeträumt,
Es tanzen und toben die Nerven,
Das Blut zum Hirne schäumt;
Es bricht sich in wilden Kaskaden
Am Herzen, verdorrt und versteint,
Das seine verbissenen Qualen
Verschüttet und ausgeweint.
Ich will meine Zähne vergraben
In Deinem knirschenden Haar,
Im Blutrausch will ich vergessen,
Daß ich ein Anderer war.
Ich weiß, Du kannst genießen,
Unfaßbar, riesenhaft stark,
Wohlan, so genieß' mich, Lucia -
Es schreit nach Fäulnis mein Mark.
3.
Im Herzen wühlt und lodert
Die wüsteste, tollste Begier
Und reißt und stößt und peitscht mich,
Madonna Lucia, zu Dir.
Die Glieder schauern und beben,
Das Auge Flammen sprüht,
Wie kochende Lavaströme
Das Blut meine Adern durchglüht.
Ich flehe Dich an, o gebrauche
Die göttlich dämonische Macht,
Die meine zerfaserten Nerven
Zum rasendsten Taumel entfacht.
Und wenn an Deinem Busen
Zum Wahnwitz schwillt die Lust,
Dann, üppigste, geilste der Schlangen,
Erwürg' mich an Deiner Brust.
4.
Und wieder umpreßt und umschnürt mich
Das grauenhaft herrliche Weib,
Es brennt und zuckt und zittert
Morphiumgesättigt ihr Leib.
Jedwede Muskelfaser
Sich zum Zerreißen dehnt,
Die schrankenlosesten Freuden
Das trunkene Hirn ersehnt.
Es hebt in wilden Stößen
Schweratmend sich die Brust,
Durch jede Fiber rieselt
Bewußtseinertötende Lust.
Dein Feuerauge funkelt
In brünstiger Liebesgier,
Jetzt ist die Zeit gekommen, -
Geliebte, - jetzt sündigen wir.
5.
Die bläuliche Haarflut umschattet
Dein müdes, entfärbtes Gesicht,
Aus dem mit unendlichem Zauber
Schwermütige Grausamkeit spricht.
Wenn auch der gemarterte Körper
Sich gegen die Liebe schon bäumt,
Von qualengeborenen Wonnen
Die trotzige Seele noch träumt.
Ihr wühlendes Flammenbegehren
Höhnt jeglicher irdischen Glut;
Du wirst noch die brennende kühlen
In des Geliebten Blut.
6.
Du hast mit krampfigen Griffen
Die dampfenden Glieder enthüllt,
Du hast bei meiner Umarmung,
Eine brünstige Wölfin, gebrüllt.
Dein fieberglühendes Auge,
Von rötlichen Linien durchsprengt,
Im Überreize tränend,
Blutgierig an meines sich hängt.
Festklammern sich knirschend die Zähne, -
Jetzt sprengt ihren Wall ein Gekreisch -
Ein Aufschrei, - und sie graben
Und wühlen mir im Fleisch.
7.
Ich hab' in Deiner Seele
Das schlafende Feuer entdeckt,
Und seine verheerenden Gluten
Mit tollem Jauchzen geweckt.
Die Flammen lodern und steigen,
Mein Leib versiecht und verfällt,
In Schande, Blut und Vernichtung
Dein schmetterndes Lachen gellt.
Die blutige, blasse Madonna,
Mit Augen bräunlich umringt,
Die stachlichte Knute der Liebe
Ins Herz mir, ins zuckende schwingt.
Die dunkelroten Tropfen,
Sie perlen langsam zu Tal,
Und Leib und Seel' durchschüttert
Die tödlichste Wonne der Qual.
8.
Du bist meine Herrin geworden,
Bacchantisch berauschendes Weib,
Trink' aus, trink' aus meine Seele,
Zerstör' den vergifteten Leib.
Ich kann nicht mehr heißer empfinden,
Ich reiche zu Dir nicht hinan,
Du bist der Dämon der Liebe
Und ich – ein sterblicher Mann.
9.
Leb' wohl, Madonna Lucia.
Dem Untergang bin ich geweiht,
Ich habe geliebt und genossen,
Verflossen
Ist meines Lebens Zeit.
Leb' wohl, Madonna Lucia.
Der todeswunde Adler
Nach öden Felsen kreist,
Er kann kein Mitleid brauchen,
Verhauchen
Will einsam er den Geist. -
Leb' wohl, Madonna Lucia.