Erster Kranz
I.
Träumen von Glück - aufsteh'n zu Sorgen
Ist Jedes Loos, der lebt und liebt - -
Byron
Wenn die reinen Abendlüfte
Mich geheimnißvoll umrauschen,
Und die tiefsten Seelenkräfte
Ihrer Geisterstimme lauschen,
Wenn ein süßes leises Klingen
Mir nur hörbar - mir allein,
Meinem Ohr' vorüber ziehet:
Denk' ich - Freund! - ich denke dein!
Wenn sich der ital'sche Himmel
Im azurnen lichten Bogen
Über deinem Haupte wölbet,
Wenn dein Geist sich angezogen
Fühlt, von hoher Schönheit Formen -
Tadellos und mängelrein -
Sprich! denkst du in der Umgebung
So, wie du versprachst, noch mein?
Wenn im einfach schönen Liede
Tönen inn'ger Freundschaft Worte,
Die ergriff'nen Saiten beben
Vom melodischen Accorde,
Liebliche Erinnerungen
Wieder meinen Geist erfreu'n,
Mich wie Genien, mild umschweben:
Denk' auch ich, ich denke dein!
Wenn du zum Cypressenhange
Sinnend deine Schritte lenkest,
Und den weitentfernten Theuren
Dann ein freundlich Grüßen schenkest,
Wirst du wohl von diesen Blüthen,
Auch mir wieder eine weih'n,
Werd' ich deinen Gruß empfangen,
Oder denkst du nimmer mein?
Glühend sinkt der Sonnenwagen
In den Ocean, den fernen,
Und die Himmels-Bilder tauchen
Auf, mit ihren goldnen Sternen;
Auch sie bleichen und verlöschen
Durch Auroras Purpurschein -
Doch in diesem ew'gen Wechsel
Bleibt mein Angedenken dein!