Liebe

(Zum Vermählungsfeste der **)

Dichter bestreuen den Pfad der Liebe mit himmlischen Rosen,
Frühling schmücket die Flur, des Herbstes Segen die Bäume;
Aber es sinket vom Himmel
Weder Blume noch Frucht herab.

Was den Menschen erfreut, erzieht die Sorge des Menschen,
Wechsellos bleibe die Liebe, doch ändert sich täglich das Leben;
Daß wir leichter es wallen,
Dafür soll sie gesegnet seyn.

Hoffet nicht allzukühn! - Ach, nur im Traume der Hoffnung
Wohnet der Himmel auf Erden; das glücklichste Leben erblasset
Vor dem Zauber-Gebilde
Der allmächtigen Phantasie! -

Suchet kein Paradies, Ihr habt es denn selber gepflanzet!
Zieht in dem eigenen Garten bescheidene Veilchen der Freude,
Manche Früchte des Sommers
Sparet weislich zum späten Jahr!

Lernet das Gute genießen, ertragen das Böse! - Die Liebe
Beut Euch willig die Hand! Sie ist des Lebens Gefährte;
Tauschet sie nicht mit dem Ziele:
Myrthe kränzet den Sieger nicht!

Trinket aus ihrem Becher Euch Kraft zur Arbeit des Lebens,
Fühlet erweitert das Herz, auch fremdes Wohl zu umfassen;
Willig fließe die Zähre,
Tröstend in fremde Noth geweint.

Bleibet der Liebe getreu! - Sie paaret Tugend und Freude,
Pflicht wird schöne Natur. - Der Lohn ist edel: ein Handdruck,
Ein zufriedenes Lächeln,
Gleichgefühle der treuen Brust.

Bleibet der Liebe getreu! Sie führt zum Ziele der Menschheit,
Wandelt dort ihre Gestalt; der Mitgefährte wird Engel,
Reicht uns die Kränze des Sieges,
Die er selber erringen half.

Collection: 
1800

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Ein Lied
(zu singen im Kreise der allzukühnen Weltreformatoren)

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Ihr strebet und ringet...

(1794)

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(Den 13. Okt. 1796)

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(Zum Vermählungsfeste der **)

Dichter bestreuen den Pfad der Liebe mit himmlischen Rosen,
Frühling schmücket die Flur, des Herbstes Segen die Bäume;
Aber es sinket vom Himmel
Weder Blume noch Frucht herab.

Was...