Ach Filli Schäffrin zart/
Wer ich eins deiner Schäffelein/
Würd ich nach Hirten Art
Dir besser angelegen seyn:
Abr so thust du mich allweg weiden/
Das bringt mir unaußsprechlich leiden.
Ach Filli lobesan/
Wer ich ein grünes Bäumelein/
Würdst du dich zu mir nahn/
Untr meinem schatten schlaffen ein:
Abr so ich schlaffen muß alleine/
Deßwegen seufftze/ klag und weine.
Ach Filli hoch geborn/
Wer ich ein Waldvögelein/
Würd ich dein leise Ohren
Bewegen mit meinem Stimmelein:
Abr so mein seufftzen/ klag und flehen/
Thut alls in Wind vorüber gehen.
Ach Filli Wälder Zier/
Wer ich ein klares Brünnelein/
So badest du an mir
Dein nackend zartes Leibelein/
Abr so mir nicht zu gut kan werden/
Daß ich dich bloß anseh auff Erden.
Drumb O Cupido blind/
Verwandel mich der Filli mein
Zum Schäffelein geschwind/
Odr zu eim grünen Bäumelein:
Odr laß mich als ein Vöglein singen/
Odr als ein Brünnelein entspringen. Aus: Ander Theil Musica boscareccia.
Wald Liederlein Auff Italian-Villanellische Invention
Beydes für sich allein mit lebendiger Stim
oder in ein Clavicimbel etc.
von Johann Hermann Schein
Leipzig 1628
[ohne Seitennumerierung]