Hochzeit-Wunsch

O, du vormals grünes feld,
O ihr püsch und auen,
Vor mein pallast und gezelt,
Jetzt ein ödes grauen,
O ihr bäche, die ihr klar
Hinzurauschen pflaget,
Da, wo Pan der nymphen schar
Offtmals hat verjaget,

Meine Phyllis zwingt mich, euch
Gutte nacht zu geben,
Ihr seyd traurig, tod und bleich,
Sie ist gantz mein leben;
Euch ist durch des herbstes noht
Aller pracht vergangen,
Sie ist weiß und sonnen-roht
Auff den frischen wangen.

Bey euch stürmt es ohne ruh
Und in allen hölen,
Phyllis weht ein theil mir zu
Ihrer edlen seelen;
Bey euch muß ohn unterlaß
Sich die lufft ergiessen,
Sie wird nur von thränen naß
Umb die nacht-zeit fliessen.

Keine sonne lacht euch an,
Ihr gesicht von fernen
Ist, was mich ergetzen kan
Trotz den lichten sternen.
Ich wil in der Phyllis schoß
Steten früling führen,
Bey euch möcht' ich nackt und bloß
Und vor kält' erfrieren.

Darumb sol nur sie allein
Mir an stat der felder
Und an stat der berge seyn;
Hie sind meine wälder,
Meine brunnen sind allhie,
Wo ich ohne leiden
Meine seele spat und früe
Sicher werde weiden.

Kein betrübtes sinnenweh
Sol mich hie erschrecken,
Ihrer weissen arme schnee
Wird mich treulich decken;
Mein verliebtes hertze sol
Zwischen ihren brüsten,
Als den hügeln, welche vol
Süsser freude, nisten.

Dieses ist mein keyserthumb,
Dieß sind meine schätze,
Was hat sonst bey mir den ruhm,
Daß es mich ergetze?
Dieses ist das rechte ziel
Meiner müh auff erden;
Was mein hertze denckt und wil,
Muß mir Phyllis werden.

Zeucht ein kauffman hin und her
Über stock und steine,
Durch die klippen, durch das meer,
Durch die wüsten haine,
Was er suchet für und für,
Und ich kan gedencken,
Kan mir meiner Phyllis zier
Reicher vorraht schencken.

Viel erzwingen ihre lust
Auß dem wilden kriegen,
Da sie offt in reiff und frost
Unterm himmel liegen.
Unterm himmel darff ich nicht
Reiff und frost ertragen,
Gleichwohl giebet mir mein liecht
Worumb sie sich plagen.

Die sind über leut und land,
Reich an schönen städten,
Diese muß der flüsse rand,
Die das meer anbeten.
Meine Phyllis, die mich helt,
Kan mich reicher machen,
Sie ist mir die gantze welt
Bey so schlechten sachen.

Andre fallen immer hin
Zu des glückes füssen,
Es umb ehr' auß eytelm sinn
Freundlich zu begrüssen;
Nun sich meiner Phyllis gunst
An mir hat verliebet,
Ist mir aller ruhm ein dunst,
Den das glücke giebet.

Bey der Phyllis hab' ich mich,
Weißheit, dir vermählet,
Der hat alles, welcher dich
Klüglich ihm erwehlet.
Du bey meiner Phyllis bist,
Die mich vor dem blitzen,
So des glückes eigen ist,
Krefftig weiß zu schützen.

Phyllis, mein gewünschtes gut,
Meine zier und krone,
Du, in derer milch und blut
Ich am meisten wohne,
Komm, uns wil an solchen ort
Venus selber leiten,
Wo uns keines glückes nort
Muß noch kan bestreiten.

Collection: 
1876

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