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Der, den sein Geist zu Sternen nie getragen,
Dem der Begeistrung Flamme nicht
Das Herz durchglüht? wie kann der sagen?
Dies soll der Dichter, soll er nicht.
Mir gab einst mein Geschick für alles Schöne
Der reizenden Natur Gefühl,
Und eine Gottheit diese Töne
Für dich mein kleines Saitenspiel.
Da braucht man nicht ein langsam künstlich Weben,
Ein Anblick überrascht uns leicht -
Empfindung nur - kein ängstlich Streben -
Kühn, wie ein Wunsch der Seele steigt,
Sey dann mein Lied, schnell werd ich hingerissen
Und meine Laute schall empor!
Der weiss von keinen Hindernissen,
Der in Entzücken sich verlohr.
Mir wird es schwehr mit kaltem Blut zu denken
An das, was über Sonnen schwebt,
An Weisheit, an des Schicksals Lenken
Und den, der dieses All belebt.
Denn wo die Schöpfung jene reine Freuden
Verbreitet, die des Lebens Lust
Erhöhn, fand ich den Quell der Leiden
Und jedes Glücks in meiner Brust.
Lass Muse, bat ich, da lass dies Vergnügen
Den Schmerz, der oft im Innern brennt,
Mich zeichnen, wenn in Mahlerzügen
Ein Sterblicher die Seele kennt.
Da gab sie, wo bey Gräbern hingegossen
Ich lag, wo jede Freude flieht;
Voll Mitleid, wenn die Zähren flossen,
Mir süsse Wehmuth für mein Lied.
Sie war es, die in rauhen Wüsteneyen
Mir manches Veilchen blühen liess
Und mir, von Paphos Zaubereyen
Entfernt, der Unschuld Würde pries.
Gefährtin meiner einsam süssen Stunden,
Durch keinen Schmuck, durch keine Kunst
Verschönert, für mein Herz gefunden,
Erhalte stets mir deine Gunst.
Ich will dich nimmer um des Ruhms Posaune
Lauttönenden Gerüchte flehn -
So kann bey gut und böser Laune
Mich niemand loben, niemand schmähn.