Stark stößt der Wind. Wie grell das Schloßtor knarrt!
Jäh überläuft sie ungewohntes Schauern.
Sie schaut sich um, ob kein Verräter harrt,
Doch tief im Finstern ragen nur die Mauern.
Sie horcht. Kein Laut im langen Korridor,
Und doch ist ihr die Stille nicht geheuer.
Den weiten Mantel zieht sie übers Ohr,
Dann schleicht sie wie ein Schatten durchs Gemäuer.
Das ist die Tür! Sacht klopft ihr Ringlein an.
Ein leiser Ruf, ein halbersticktes Lachen. -
Ein sehnend Mädchen und ein sel'ger Mann. -
Komm, Sankt Georg, uns treulich zu bewachen!
aus: Leuchtende Tage. Neue Gedichte
von Ludwig Jacobowski
Dritte Auflage Berlin 1908