Ewig bei Dir

 

Wenn ich den Blick zum Himmel richte,
Wo windgejagt die Wolken ziehn,
Wenn zu der Sterne mildem Lichte
In trüber Stund' die Seufzer fliehn;
Dann klammert an der Wolken Flügel
Sich meiner Sehnsucht Arm geschwind.
Ich flög' ja über Thal und Hügel
So gern zu Dir, geliebtes Kind!

Wenn zu des Waldes kühlem Schatten
Ich Morgens oft den Schritt gelenkt,
Wenn ich gepflückt von grünen Matten
Die bunten Blumen, thaugetränkt;
Dann denk' ich: "Ging zu meiner Rechten
Doch sie, die meine Seele minnt!
Dürft' ich in Deine Locken flechten
Den Blumenkranz, geliebtes Kind!"

Wenn mir die Zeit ein Glück beschieden,
Mir einen süßen Wunsch gewährt,
Wenn nach den trüben Stunden Frieden
Und Lust zurück dem Herzen kehrt;
Dann möcht' zu Dir ich jauchzend eilen,
Daß doppelt Lust das Herz gewinnt,
Denn alle meine Freuden theilen
Will ich mit Dir, geliebtes Kind!

O, ewig die Gedanken schweben
Zu Dir, mein Lieb, durch Wald und Au'n!
An Deiner Seite will ich leben,
In Deine Augen will ich schaun!
Um Deine Liebe will ich werben,
Bis meines Lebens Hauch zerrinnt.
In Deinen Armen will ich sterben,
An Deiner Brust, geliebtes Kind!
 

Collection: 
1880

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