Das Schwälblein, so das Himmelsblau
Durchmißt in weiten Flügen,
Es trinkt der Liebe Rosenthau
In vollen, leisen Zügen.
Warum wohl zieht das eine nach
Dem andern durch die Sphären?
Zu suchen sich ein stilles Dach
Und Liebe uns zu lehren!
Die Tauben - habt nur ihrer Acht! -
Ihr Kosen und ihr Girren,
Das muß ein Herze, gäh erwacht,
Betäuben und verwirren!
Fast jauchzend schlägt der Fink vom Baum -
Was hat ihn so durchdrungen?
Sein Hühnlein sitzt auf weichem Flaum
Und wärmet sanft die Jungen.
Am Halme hold die Blume blüht,
Sie stirbt von ihm gerissen,
Und tief empfindet das Gemüth,
Was uns Natur läßt wissen. -
Ich aber sitze einsam da
Das Aug umflort von Zähren,
Seit ich das Liebewalten sah,
Will nichts mir Lust gewähren.
Die Quelle murmelt räthselvoll,
Der Baum rauscht sinnesdunkel,
Es lispelt Nachts vom Himmelspol
Mir zu das Sterngefunkel -
Doch ach, ich kann die Räthsel nicht,
Die Lehren mir nicht deuten,
Die Baum und Quell und Sternlein spricht
In Sätzen, in zerstreuten!
Nur öfter, wenn im stillen Hain
Mein Herz in Ahnung feiert,
Da ist's, als sollt' ein Tag einst sein,
Wo Alles sich entschleiert.