Erste Liebe

1814

Wo bist du, Zeit der Plage,
Der ungestillten Lust?
Ruhst du, o Glut und Klage?
Wirst du so mild, Verlust?

Die Sonne schon im Sinken
Verkläret ihren Schein,
Die Bäum und Büsche winken,
Die Quellen flüstern drein.

Und schon erwachst du wieder,
Du erstes Liebsgefühl,
Ihr reinen Jugendlieder,
Du frommes Bilderspiel!

O Hoffnung, nicht Verlangen!
O Sehnsucht, nicht Begier!
Ein Beten und ein Bangen
Scheu vor der Himmelsthür.

Ein Ja aus allen Trieben,
Und wieder keusches Nein;
Das ist das erste Lieben,
Das erste muß es sein.

Das ist die Lieb auf Erden
In halber Kinderzeit;
Erfüllet wird sie werden
In jener Herrlichkeit.

Verlieren und Entsagen,
Das macht auf Erden reich:
Das Finden und Erjagen
Ist für das Himmelreich.

Collection: 
1882

More from Poet

1822

Seine Hoffnung und sein Sehnen
Ist's, was an der Liebsten Fest
Unter Seufzern, unter Thränen,
Jünglings Leier tönen läßt.
Wer in seines Weibes Arme,
Zwischen Kinderwiegen, ruht,
Wie kann der von...

1815

O aller Berge Quellen,
Tönt mit berauschten Wellen
Vernehmlich durch die Luft!
O aller Thäler Bäume,
Säuselt mir leise Träume,
Und sendet süßen Duft!

Es sollen alle Sinne
Der Freude...

1814

Wo bist du, Zeit der Plage,
Der ungestillten Lust?
Ruhst du, o Glut und Klage?
Wirst du so mild, Verlust?

Die Sonne schon im Sinken
Verkläret ihren Schein,
Die Bäum und Büsche winken,
...

1811

Der Priester schweigt, es sendet die Gemeine
Von halbbewegten Lippen stumme Bitte;
Verklärend gießet ihre Heilgenscheine
Die Sonne nieder in der Beter Mitte.
Dort steht, von ihrem Glanz umwallt die Meine,...

1811

Endlich rauscht des Stromes Welle,
Die so fremd mir klang, vertraut;
Berg und Thäler schauen helle,
Und der Geist der Flur wird laut.
Heimat ist's in meiner Seele,
Heimisch wird mir nun das Land,
...