Noch immer, wenn ich lag in Rosenfesseln,
Das Glück der Freiheit konnt' ich nicht vergessen,
Mich lockte nichts, was einmal ich besessen,
Bald lag ich auf des Ueberdrusses Nesseln.
Was ich phantastisch wonnevoll umschlungen,
Im Rausch der Wonne sah ich ein Gerippe;
Oft brannte noch der Kuß auf meiner Lippe,
Und war schon des Gefühles Glück verklungen.
Zum erstenmale mitten im Genusse
Reißt das Geschick den Becher mir vom Munde,
Bevor ich ihn geleert hab' bis zum Grunde,
Da ich noch durstig war nach neuem Kusse.
Das erstemal im Leben ruft's: Entsage!
Unsterblich lebst du nun in meinem Herzen,
Das nur besitzt, was es entbehrt mit Schmerzen,
Und du lebst fort in meiner Sehnsucht Klage.
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880