Einigkeit

1842.
(Bei Gelegenheit des Hamburger Brandes.)

Kein Jubel mehr! die Freude sei bemeistert
     Ob deutschen Sinn’s und deutscher Einigkeit;
Es gilt nicht viel, wenn sich ein Volk begeistert
     In unsrer krankhaft-überreizten Zeit.
Was Ihr gesehn – des Mitleids frommes Walten
     Erlöst noch lang vom alten Fluch uns nicht,
Und unsre Heimath ist und bleibt zerspalten,
     Bevor uns nicht ein festres Band umflicht.

Begeistrung! ja, bei Gott, auf allen Gassen
     Und aller Orten macht sie jetzt sich breit,
Und wessen Herz sich will begeistern lassen,
     Der eile sich – jetzt ist die rechte Zeit,
Es ist die Zeit, wo sich die deutsche Jugend,
     Unwürdig, vor den Künstlerwagen spannt;
Sie stempelt auch die Mode ’mal zur Tugend,
     Und schwärmt für Einigkeit im Vaterland.

Ach, Einigkeit! die Liebe kann sich regen
     In einem Herzen, das der Haß verzehrt,
Es schlägt dem Feinde zornentbrannt entgegen,
     Und hält ihn dennoch seines Mitleids werth.
Wer hat von Euch die namenlosen Schmerzen
     Zerschossner Feinde frohen Muth’s erblickt?
So hassenswerth lebt nie der Haß im Herzen,
     Daß er des Mitleids Stimme selbst erstickt.

Nein, soll die Zukunft uns ein Deutschland bringen,
     Da gilt es mehr als eine milde Hand,
Da gilt’s ein muthig Ringen und Bezwingen,
     Ein Frühlingswehn durch’s ganze deutsche Land.
Wenn überall der Freiheit Banner rauschen,
     Und kein bedrücktes Volk um Rettung schreit,
Dann will auch ich die Zweifel froh vertauschen,
     Und gläubig baun auf Deutschlands Einigkeit.

Collection: 
1851

More from Poet

  •    1853

    Ich hab' darüber nachgedacht
    (Nachdenken immer nützt und frommt!)
    Und hab' gefunden über Nacht,
    Woher der Name »Minna« kommt;
    Feststeht es meinem Sinne,
    Daß Minna kommt von Minne,
    Und legst...

  •  
    »Es geht nicht mehr im fremden Lande,
    Die Welt birgt nur ein Paradies,
    Das liegt daheim am Meeresstrande,
    Wo ich mein trautes Liebchen ließ.

    Ich kann das Herz nicht länger zügeln
    Und nicht regieren meinen...

  •    (An Minna)

    Es floß ein Bach durch Waldesgrün,
    War lauter, klar und rein,
    Viel Blümchen an dem Bache blühn,
    Und alle nett und fein.

    Doch tut er stets, als säh' er nicht
    Die Blümchen um ihn her,
    Des...

  •  
    Du siehst, es bleibt mit mir beim alten,
    Trotz mancher bittern Neckerei;
    Versprechen - und Versprochnes halten -
    Ist mir noch immer zweierlei.

    Und daß dir alle Zweifel schwinden
    An meinem Unverändertsein,...

  •  
    Dort unter dem Kastanienbaum
    War's einst so wonnig mir,
    Der ersten Liebe schönsten Traum
    Verträumt' ich dort mit ihr.

    Dort unter dem Kastanienbaum
    Ist's jetzt so traurig mir,
    Dort gab ich...