Du willst, ich soll Dich nun vergessen

Du willst, ich soll Dich nun vergessen,
Da Du mir nicht mehr eigen bist,
Doch hab' ich nie ein Herz besessen
Das leicht, was es geliebt, vergißt.

Du warst mir theuer wie mein Leben,
Ich hätte beider Augen Licht
Mit Freuden hin für Dich gegeben,
Die jetzt mir Wort und Treue bricht.

Ich weiß, ich darf Dich nicht mehr lieben
Da mich Dein Wille von Dir treibt,
Doch ist Dein Bild mir nachgeblieben
Das mir auch jetzt noch theuer bleibt.

Dein Bild, wie mir es einst erschienen,
Voll Reiz der Unschuld, klar und rein,
Und noch bezaubern diese Mienen,
Dieselben Augen sind noch Dein.

Drum, wenn ich freundlich auf Dich schaue,
Mein Auge liebend auf Dir ruht,
Denk nicht, daß ich Dir wieder traue,
Und fürchte nichts von meiner Gluth;

Und glaube nicht, daß dieses Feuer
Dir oder Deinem Reize gilt;
Dich lieb' ich nicht, doch ewig theuer
Bleibt mir der Einstgeliebten Bild.

Aus: Gedichte von Theodor Apel
Zweite vermehrte Auflage
Leipzig Verlag von Wilhelm Jurany 1848

Collection: 
1848

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