Du und die Nacht

Gib du dem Tag, was aus dir will.
Die Nacht ist still.
Auch wenn in einem Nachtlokal
Du welche Leute, die Skandal
Begeistert, siehst.
Nicht, daß du fliehst!
Auch wenn ein Raufbold dich berennt,
Oder ein blöder Korps-Student
Mit Gott – dem’s einfiel, dort zu wandeln –
Will anbandeln.

Dieweil das Meiste schläft, baut aus Gestirnen
Sich Unkenmärchenhaftes. Gruslig schiebt
Schlechtes Gewissen seine Heimlichkeiten,
Und Hirne dampfen über Nachtarbeiten.
Dieweil die Stille dürstend Weisheit siebt,
Schwelgt Animalisches, und Sehnsucht liebt.

Gib du der Nacht, was dir der Tag vergibt.

Collection: 
1929

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Tiefe Stunden verrannen.
Wir rührten uns nicht.
In den alten Tannen
Schlief ein Gedicht.

Stieg ein Duft aus dem Heu,
Wie ihn die Heimat nur haucht. – –
Sahst du das Reh, das scheu
Dort aus dem Duster...

Hell strahlen die festlichen Wände,
Fanfaren schmettern laut.
Es reichen sich selig die Hände
Bräutigam und Braut.

Es schwelgen im rauschenden Glanze
Frohe Damen und Herrn
Und wiegen sich lachend im Tanze. – –...

(30. Januar 1919)

Limi, Seeheimer Laterne
Glüht rot.
Trennt uns nur die Feme?
Oder Not?
Von dem Wernerwalde
Und vom Einst
Träum ich, träum, daß balde
Du erscheinst.
Komm,...

Wenige Schritte weiter –
Teilt sich der Buchen stäte Nacht,
Blickst du auf Lande, die heiter
Und weit und schön sind, wie Gott sie erdacht.

Grüne schlummernde Wellen
Glitzern im Regenbogenstaub;
Und Friede...

Mir träumte, ein kleines Schwälbchen
Flöge über das Meer.
Ein fremder, häßlicher Vogel,
Der jagte hinter ihm her.

Und eine weiße Möwe
Schloß sich zum Wettflug an,
Bis sie dem wilden Jäger
Die Beute...