Die Sorgen

Auf dem weichsten Blumenteppich
Dicht an Minna hingelagert,
Raubt ich viele süße Küsse.
Vor mir sah ich Amorn stehen;
Lächelnd hielt er in der Linken
Bei den Flügeln ungestalte
Graungeschöpfe, krallenhafte,
Fast den Fledermäusen ähnlich!
Und er sprach mit holder Stimme:
"Lebe nun beglückt, o Jüngling,
Von der Liebe! sieh' ich halte
Nun gefangen alle dunkeln
Bösen Sorgen die dich quälten.
Doch daß nicht ein Grämlichalter
Dich, du Guter, sorglos schelte,
Bring' ich dir viel andre Sorgen
Lieblich, hold und blumenflüglich,
Die nur nach den Blüthen flattern,
Daß sie süßen Honig finden."
Und nun that der schöne Knabe
Auf der Rechten Rosenfinger
Ließ in buntem Zug entflattern
Schmetterlinge, tausendfarbig,
Die mir nun um Stirn und Locken
Gaukelten und um die Holde
Spielten mit den Purpurflügeln
Und die Blumen all bedeckten,
Deren Duft, im Sonnenglanze
Sanft erwärmt, uns rings umhauchte.
Und ich rief entzückt: o Amor!
Halte fest die andern Sorgen,
In den Tartarus verbirg sie,
Ganz in Felsen eingeklammert: -
Aber von den süßen Sorgen,
Die um meine Minna flattern,
Gieb, so viel du hast, mir Amor.
(Band 1 S. 362-363)
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Collection: 
1856

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