Die Sehnsucht nach Elysium

In Elysiens Gefilden rauschet Harfenklang -
Töne mir herüber schmelzender Gesang!
Ich vergehe - meine Seele
Löst sich auf in Symphonie.
O! warum so weich geschaffen?
Warum dies Gefühl für sie?

Alles lispelt Wehmuth, alles weinet um mich her,
Und die Schöpfung lächelt meinem Blick nicht mehr;
Wie das Gleiten eines Baches
Ueber Kiesel durch die Flur,
Schleichen leise deine Triebe
Sonst belebende Natur.

Und so wie durch dicke Nebel Morgendämmrung dringt,
Und am trüben Himmel Lunens Schimmer blinkt,
Dünkt mir jede Erdenfreude,
Wenn die Hoffnung mich erfüllt,
Dass die losgewundne Seele
Sich nun bald in Aether hüllt.

Regenbogenfarben schwimmen noch vor meinem Blick -
Ach! vielleicht dein Schatten du mein künftig Glück! -
Ich erwache. Welche Träume!
O Selid! es ist für mich
Kein Elysium auf Erden,
Keines jenseits ohne dich.

Collection: 
1799

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