Die Rose

Das Röslein, das du mir gesandt,
Von kaltem Stein so marmorweiß,
Erglühte froh in meiner Hand,
Mein Odem weckte sanft das Reis.

Doch fern von dir, wie sollt es blühn?
Der Geist entfloh nur allzubald,
Und wieder starb das Blättergrün,
Und wieder ward die Blüte kalt!

Doch trägt auf leisem Fittich nun
Den Rosengeist ein Engel fort.
An deinem Herzen will er ruhn,
In seinem Himmel wohnt er dort.

Mir aber bleibt so marmorweiß
Die todte Rose nur zurück
Und mahnet: wie mein Herz so heiß,
Und wie so todt mein Lebensglück.

Collection: 
1853

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