Die Liebe. An Hrn. D. E. in N.

am 6. December

Heil der süssen Allgewalt der Liebe!
Heil ihr! sie nur adelt unsre Triebe,
Und durch sie nur wird die Seele groß;
Wie ein reiner, lichter Götterfunken,
Ist ihr Strahl zu uns herab gesunken,
In der bessern Menschheit Pflegeschoos. -

Tausende zertreten ihre Blumen,
Stürmen wild zu ihren Heiligthumen;
Doch sie hat ja nur ein Heiligthum -
Keine Stürme mögen es erschüttern;
Hehr und groß, trotz allen Ungewittern,
Feiert sie des Schöpfers ew'gen Ruhm.

Feiert ihn in ew'ger Jugendblüthe
In dem Herzen, das voll innrer Güte
Ruhig auf zu seiner Würde schaut -
Hier nur ist der Altar, wo die treue
Himmelstochter ihre hohe Weihe,
Ihre Freuden unsrer Brust vertraut.

Wie ein Lichtstrahl höh'rer Sonnen, wandelt
Sie durchs Leben, wo die Menschheit handelt,
Suchend den, der ihren Werth versteht;
Er vertraut so gern sich ihr; und schirmen
Will sie ihm bei dieses Lebens Stürmen
Ihren Frieden, den kein Sturm verweht.

Sie, unsterblich, wie der Gott der Liebe,
Der sie schuf, begleitet uns durchs trübe,
Dunkle Thal hin zur Unendlichkeit; -
Dort, verklärt, und ohne alle Mängel
Harrt sie unsrer, wie ein schöner Engel,
Und ihr Glanz wird ewig nicht entweiht.

Und o! sie, die überall uns segnet,
Ist auch dir, du Edler! nun begegnet,
Hold und schön, wie eine Lichtgestalt; -
Eure Herzen, die sich vor nicht kannten;
Eure Herzen, die so nah verwandten,
Schirmte sie mit ihrer Allgewalt. -

Heil dir, Mann! du hast sie nun gefunden
Die des Leben trüb' und frohe Stunden
Mit dir theilt im zärtlichsten Verein;
O Gott selbst hat euer Loos gezogen;
Eurer Herzen innern Werth gewogen,
Und ihr sollt durch Liebe glücklich seyn.

Seid es, Theure! bis zum fernsten Ziele;
O es blühn der holden Blumen viele
Auf den Fluren, die ihr Hauch umweht; -
Süßer lacht uns jegliches Vergnügen;
Leichter wird ein steiler Berg erstiegen,
Wenn sie treu uns an der Seite steht.

Segnend harrt sie eurer am Altare;
Webt am Kranze, den sie in die Haare
Der Geliebten hehr und feiernd flicht; -
Ihre Mirthen werden ewig grünen,
Und ihr sollt der Welt zum Beispiel dienen,
Daß nur Tugend ihre Rosen bricht.

Pflückt sie stets im glücklichsten Vereine!
Doch von euren Blumen laßt das kleine
Liebliche Vergißmeinnicht! für mich;
O ich weiß, es wird mein Wunsch nicht fehlen:
Lieb' und Freundschaft dürfen sich vermählen;
Beide segnen still und schwesterlich. -

Collection: 
1810

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