Die Liebe Gottes in Christo

Beuge dich vor Christus Namen, Seele!
Tief im Staub' dich dem Erhab'nen hin,
Daß er mit dem Himmel uns vermähle,
Kam er Sünder an die Brust zu zieh'n.

Großer Dulder! der vom Sühn-Altare,
Liebend winkt zu nun entwölkten Höhn,
Auferstehung lächelt an der Bahre,
Ruhe, wo die Sieges-Palmen wehn.

Sanftmuth, Liebe, Duldung, höh're Weihe,
Strahlte dir auf rauhem Pilger-Gang,
Den kein heit'rer Tag im Blüthen-Maie
Ebnete vom sturmbewegten Drang.

Und in schwarzer, lang verhalt'ner Tücke
Gab man dir, o Göttlicher! den Tod -
Für die Feinde flehten deine Blicke,
Scheidend war Versöhnung dir Gebot.

Großes Opfer! das des Ew'gen Rechte
Hehr im Mensch voll Göttlichkeit bewährt,
Daß nur Tugend rein dein Herz bewegte,
Hast Erhabner! du am Kreuz gelehrt.

Doch wo blieb der Sinn von deinen Worten?
Wo das fromme, gottgeweih'te Fleh'n?
Wo die hocherhab'ne Duldung dorten
Auf der Leidens-Stätte heil'gen Höh'n?

Liebevoll nur lehrtest du uns beten
Zu dem hohen Geist des weiten All,
Deine Worte zu dem Vater flehten,
Sprach nur das Gefühl, nie leerer Schall.

So laßt uns auch beten - jede Stelle
Weihe sich dem Frommen zum Altar,
Andacht weck' dem Durstigen die Quelle,
Die aus Christo fleußet rein und klar.

Collection: 
1827

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