An Chloen

   
Ich merke, wann sich Chloe zeiget,
Daß nun mein Auge nicht mehr schweiget;
Daß Suada nach den Lippen flieget
Und glühend roth im Antlitz sieget;
Daß alles sich an mir verjüngt,
Wie Blumen, die der Thau durchdringt.

Ich seh auf sie mit bangem Sehnen,
Und kann den Blick nicht weggewöhnen:
Die Anmuth, die im Auge wachet
Und um die jungen Wangen lachet,
Zieht meinen weggewichnen Blick
Mit güldnen Banden stets zurück.

Da strömt mein Blut mit schnellen Güssen;
Ich brenn', ich zittre, sie zu küssen;
Die Glut verstirbt in meinen Blicken
Und Ungedult will mich ersticken,
Indem ich immer Sehnsucht voll
Sie sehn und nicht umarmen soll.

Collection: 
1890

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