Die Herrin

Ich hielt sie so mit meinem Sinn umfangen,
daß sie mir mehr wie Gott war und die Welt,
und blieb mein Blick an ihrer Schönheit hangen,
ich faßt' die Hand, die immer Blumen hält.

Den Sommer klag ich an und Junirosen
und Lieder, die ein fremder Ritter sang,
die leichten Lippen, blutgeschwellten, losen,
das Lied, das meiner Herrin Herz bezwang.

Hätt' sie mir ihren Dolch, den schmalen, feinen,
mit hellem Jauchzen in das Herz gedrückt -
ich stürbe auf den kalten Marmorsteinen,
den Kopf auf ihren Fuß gebückt.

Sie winkt und flüstert seltsam: Page, raffe
Mein kostbar Kleid, von Gold und Silber schwer -
ich goß den roten Wein aus der Karaffe,
nach einem lustgen Lied darüber her.

Ruf mir den Troubadour zurück, mein Knabe,
im Abendrot geht singend er zu Tal ...
Die letzte Rose schenk ich, die ich habe,
singt er das tolle Lied mir noch einmal.

Collection: 
1910

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    (Aus "Des Knaben Wunderhorn")

    Daß mich mein Schatz verlassen hat,
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    daß sie mir mehr wie Gott war und die Welt,
    und blieb mein Blick an ihrer Schönheit hangen,
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    Den Sommer klag ich an und Junirosen
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