Es hat ein Gott der Liebe Bund geschlossen,
Und Erd' und Himmel, Hand in Hand,
Durch ein untrennbar heilig Band
Vereint, als zärtliche Genossen,
Ein ewig hochbeglücktes Paar.
Sie liebten sich mit fester Treue,
Und ihres Bundes heil'ge Weihe
Bekräftigt jedes neue Jahr;
Viel Kinder hat sie ihm geboren,
Das treue Weib dem lieben Mann,
Doch keinen Reiz hat sie verloren,
Das Alter sieht ihr Niemand an.
Der Himmel drückt mit starkem Arme,
Voll unermessner Liebeslust,
Dass sie in seinem Hauch erwarme,
Die Gattin Erd', an seine Brust.
Er schaut mit hellen Sonnenblicken
So glühend heiss auf sie herab,
Weint Freudenthränen, voll Entzücken,
Im Morgenthau auf sie herab.
Mit Morgen- und mit Abendröthe
Schmückt er das holde Weib so schön,
Trägt Sänger her aus seinen Höh'n
Und wiederhallt der Nachtigallen Flöte.
Will gift'ger Hauch, so schwer, so bange,
Um die geliebte Gattin zieh'n,
Er scheucht ihn fort mit seiner Blitze Glüh'n
Und fächelt sanft der Theuren heisse Wange.
Die Erde hat von ihrem Blüthenleben
Den Kindern alles hingegeben,
Und wünscht zu ruhn: o seht den treuen Gatten,
Er webt um sie des Winters kühle Schatten,
Hüllt sie in weisser Decke ein;
Schaut dann herab aus tausend Sternen
Und kann sich nicht von ihr entfernen,
Und muss stets zärtlich um sie seyn.
Sein Antlitz oft so thränenvoll, so trübe,
Ist Zeuge seiner treuen Liebe.
Doch sieht im Lenz die Gattin er erwachen,
Und freundlich ihm entgegen lachen,
Wie lieblich heitert sich sein Blick.
Durch seines Aethers lichte Bläue
Hallt jetzt der Freude Ruf auf's Neue,
Hallt seiner Liebe hohes Glück;
Er trägt durch sanft bewegte Lüfte
Zu der Geliebten Blüthendüfte,
Umflattert ihren Morgentraum,
Schmückt golden ihres Kleides Saum.
Ihr Schlummer weicht in seinem Kusse,
Sie blickt den Gatten zärtlich an,
Und zu dem seligsten Genusse
Beglückt sie liebevoll den Mann.
Das erste Kind der schönsten Stunde
Keimt in dem Veilchen jetzt empor,
Blau, wie der Vater, hell und mild,
Von süssem Blüthenduft erfüllt,
Tritt's aus dem Mutterschooss hervor,
Als Erstgeburt in diesem heil'gem Bunde.
So leben sie viel tausend Jahr,
Und sind ein ungetrenntes Paar,
Und haben nimmer sich geschieden,
Und ihren Kindern lehren sie,
Die treue Liebe wanke nie
Voll Erden- und voll Himmelsfrieden.
Aus: Gedichte von Ulrich Freyherrn von Schlippenbach
Mitau 1812 Gedruckt bey J. F. Steffenhagen und Sohn