Meschneeken 1798
Leicht, wie eine Silberquelle
Sich durch Blumenufer schlingt,
Wie des Morgenstrahles Helle
Schimmernd durch die Dunkel dringt:
O, so wallt im leichten Kleide,
Als des Festes Königin,
In der Unschuld Glanz Geschmeide
Jetzt mein schönes Mädchen hin.
Dich ereilt der Liebe Flügel,
Mädchen, wo Du immer bist,
Sie, die, höhnend Schloss und Riegel,
Gleich den Lüften, Dich umschliesst;
Fliehe mit Gedankenschnelle
Schimmernd durch die bunten Reih'n,
Liebe folgt auf jeder Stelle,
Liebe holt Dich ewig ein.
Aber glüht Genuss der Freude
Dir im schönen Angesicht,
So vergiss der theuern Eide
Und des Schwurs der Treue nicht.
Denke meiner, der so ferne,
Fern von Dir in dunk'ler Nacht,
Bey dem bleichen Schein der Sterne,
Dich nur denkend, einsam wacht.
O, Geliebte, dieses Leben
Schliesset nicht mein Sehnen ein;
Ewig werd' ich Dich umschweben,
Und als Geist noch bey Dir seyn.
Tanzend oder am Altare,
Heilig der Unsterblichkeit,
Schwör' ich bis zur Todtenbahre
Meiner Liebe Ewigkeit.
Aus: Gedichte von Ulrich Freyherrn von Schlippenbach
Mitau 1812 Gedruckt bey J. F. Steffenhagen und Sohn