In Der Reitbahn

HEISSE Pferdeleiber dampfen,
leises Keuchen, rhythmisch Stampfen
hallen durch den Nebel.

Dieses hohle, bange Klopfen!
Von der Decke fallen Tropfen,
so wie Tränen fallen.

Mußt du immer mit mir reiten,
du Gespenst verklungener Leiden?
Muß ich stets dich sehen?

Geisterhaftes Hufeschlagen —
Alter Traum aus alten Tagen,
fliehe mich! Verstumme!

Störrisch zerrt mein Roß am Zügel,
springt zur Seite. Und die Bügel
hätt' ich fast verloren.

Hast auch du Verrat gewittert,
edles Roß? — Es steht und zittert. —
Sahst auch du Gespenster?

Sahst auch du ein Lächeln schimmern,
weißer Zähne weißes Flimmern
durch das Nebelgrauen?

Weg du Spuk! Vergeh, verschwinde!
Weh mir, daß ich stets dich finde,
wenn die Nebel geistern!

Heiße Pferdeleiber dampfen.
Heimlich Lachen durch das Stampfen
girrt mir in die Ohren.

Collection: 
1907

More from Poet

  • DOCH dies ist wahr: Mensch ward ich erst durch dich.
    Was in mir schlummerte, ist erst erwacht,
    als ich dich sah. Als in die tiefste Nacht
    der Leiden du mich stürztest, da begab es sich,
    daß Unerhörtes in mir auferstand.
    Mensch...

  • UND sei geduldig! Nur noch kurze Zeit,
    dann werd ich nichts als ein Erinnern sein,
    das wie im Traume deine Stirn umweht,
    nur eine Stimme, die von ferne fleht,
    nur eine Stimme aus der Dunkelheit. —
    Ich werde nichts als ein...

  • UND meine Seele ist dir ganz vermählt.
    Mit all den heißen Kräften meines Lebens,
    den innersten, halt ich dich so umfangen,
    daß nichts uns trennen kann. Und all des Gebens
    wird nie ein Ende sein. Denn ungezählt
    sind meine Schätze...

  • DEN Kräften, die sich in mir lösen wollen,
    kann niemand als nur du Befreiung schenken.
    Drum möchte ich mich ganz in dich versenken:
    Du bist mein Können, Müssen und mein Sollen.

    Wie Wolken, die am Abendhimmel träumen,
    nach...

  • DURCH die Zweige weint der Wind.
    Ich halte deine Hände,
    die kühl wie Marmor sind,
    und weine auch.

    Du bist mein Kind,
    nicht wahr, mein Kind bist du?
    Und meine Liebe, meine Liebe deckt dich zu. —
    Der Mond...