Kind, von dunkler Nacht geboren,
In des Schweigens tiefer Ruh,
Doch zum Lichte auserkoren,
Eilest du der Flamme zu;
Übst die bleichen zarten Schwingen
Zur geliebten Gluth zu dringen.
Da ergreifen dich die Flammen,
Und du wallst mit ihnen auf,
Loderst mit der Gluth zusammen
Zu dem Quell des Lichts hinauf.
Untergehend, musst du ringen,
Um auf Strahlen dich zu schwingen.
Bist der dunklen Welt verloren,
Aufgelöst in helle Gluth;
Doch im Lichte neu geboren
Trägt dich frey der Strahlen Fluth;
Was du liebend dir erlesen
Wird verklärt dein eignes Wesen.
Kind der Nacht mit Psycheflügel,
Stürze in der Liebe Strahl
Fort von diesem dunklen Hügel,
Fort aus ödem Schattenthal!
Untergehn, in Gluth entschweben,
Ist der Liebe höchstes Leben.
Aus: Nachgelassene Gedichte
von Ulrich Freyherrn von Schlippenbach
Mitau gedruckt bey J. F. Steffenhagen und Sohn 1828