1.
Nun bin ich franck und frey von deiner schnöden Brunst /
Und meine Liebe wird zu einem Leichen-Dunst /
Ihr falschen Augen ihr / ihr Irrwisch eitler List /
An dem Betrügerey die beste Tugend ist.
2.
Deckt den vermeinten Glanz nur mit der Floris Nacht,
Mein Herze wird von euch nicht mehr verliebt gemacht.
Und du / Cordelie! gehabe dich nun wohl /
Weil ich den bösen Sinn nunmehr verlassen soll.
3.
Du hast mich zwar bethört und wissentlich verführt /
Doch / ich hab deine Tück in kurzer Zeit gespührt /
Ich betete dich an / und fiel auf meine Knie /
Nun geh ich steiff vorbey / und grüsse dich nicht je.
4.
Wer glaubet daß dein Mund so süsser Honig sey /
Wann du die Lippen schminckst mit Farb und Gleißnerey /
So küß ich auch nicht mehr der Wangen Rosenfeld /
Weil ein gebeitztes Tuch die faule Haut erhällt /
5.
Ich nannte dich vorhin mein Leben / meinen Schatz /
Nun laß ich dir nicht mehr in den Gedancken Platz
Und wann man dich nur nennt / so ruff ich: Ach und Weh!
Wo ist die Trügerin / wo ist Cordelie?
6.
Ihr Haar / das zwar wie Gold / wächst nicht aus ihrem Haupt /
Wer weiß von welchem Kopff und Todten es geraubt /
Die Augen schimmern nur / gleich wie der Blitz vor blinckt
Eh als der Donnerkeil durch Klipp und Felsen dringt.
7.
Haar / Augen / Wangen / Mund / und du verbuhlte Brust /
Ich kauffe nicht so theur / vor mich ein wenig Lust /
Ihr seyd gar zu gemein / und tragt euch jedem feil /
Es findet wer da will hier sein bescheiden Theil.
8.
Die so ich lieben soll / muß einzig und allein /
Mein auserwehltes Lieb / und mir getreue seyn /
Ich leid es nicht gar wohl / daß jeder küst und leckt /
Was mir und meinem Maul am allerbesten schmeckt.
9.
Fahr hin Cordelie! du unersättlich Thier /
Gebrauche deiner Lust / du bleibst in Ruh für mir /
Doch dencke falscher Mensch / weil du niemand geschont /
Daß man dir / wie auch recht / mit gleicher Münze lohnt.