Nach deiner Schulter, deinen Wangen
Wie froh der Sonnenblick sich stahl!
Und schöner als du ihn empfangen,
Gibt ihn zurück der Widerstrahl.
Ich trink' ihn ein und bin bezwungen,
Wie schön du leuchtest über mir,
Was ich verschlang, hat mich verschlungen,
Als hätt' ich aufgehört in dir.
Und wenn dich Schatten jetzt umziehen,
Ein leiser Wechsel ist es nur,
Ein Zauber jetzt, wie sie entfliehen
Vor einer neuen Sonnenspur.
Wie schön, wie schön in diesem Golde,
Als wär' es Leben, wär' es Geist!
Wer sah dich einmal so, du Holde,
Und sagte, daß du sterblich seist?
aus: Gedichte von J. G. Fischer
Dritte vermehrte und aus verschiedenen Sammlungen
vervollständigte Auflage
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1883