In weichen Mutterarmen liegt das Kind;
Die Mutter schaut ihm in das Aug', das klare.
Sie hüllt es ein, daß sie vor Frost und Wind,
Vor jedem Hauch des Lieblings Leben wahre.
O Kind, dir ist das Mutterherz die Welt!
Dich schützt ein heilig, schützt ein selig Lieben!
Dich schützt die Mutter, die im Arm dich hält. -
O, der hat alles, dem die Lieb' geblieben!
Sieh' dort den Mann! Er schlingt den kräft'gen Arm
Um seines Weibes Nacken, um den vollen.
Sie küßt den Mund, da darf in seinem Harm
Mit seinem Schicksal nicht der Gatte grollen.
Sie küßt die Stirn und von der Stirne weicht
Das schwarze Wort, das Noth und Gram geschrieben;
Der Freude Engel ihm den Becher reicht. -
Der hat noch alles, dem die Lieb' geblieben!
Ein Sterbehaus. Der Greis im Sarge ruht;
Zur Seite sitzt die Gattin gramgefangen.
Aus ihren Augen stürzt die Thränenfluth
Auf ihre bleichen, furchenreichen Wangen.
Da nahn die Enkel, drücken ihr die Hand;
Die Greisin spricht, vom frommen Dank getrieben,
Die nassen Augen himmelwärts gewandt:
"Der hat noch alles, dem die Lieb' geblieben!"