An den gefangenen Dicaeus

DEr Mutter enger Leib hilt erstlich dich gefangen /
     Als deine Seele ward in Fleisch vnd Bein verstrickt:
     So bald du dieses Licht / das süsse Licht erblickt /
Bist du in neue Band vnd Kercker eingegangen.
Was ist die grosse Welt? ein Blockhaus / da verlangen /
     Vnd Angst vnd schwere Noth mit strängen Fesseln drückt /
     Wenn vns der freye Tod / auß diesen Ketten rückt /
Denn nimbt die Grufft in Hafft / die gantz erblaßten Wangen.
Was ist die Freyheit doch / die nirgend wird gefunden?
Du bist eh’ als du bist / vnd weil du bist / gebunden;
     Du bindest dich selb-selbst in Furcht vnd Sorgen eyn.
Doch! wer mit schnellem Geist kan durch die Wolcken rennen /
Vnd Stricke / die verlust vnd Hoffnung würckt / zutrennen;
     Kan / ob ihn Diamant gleich bünde / freye seyn.

Collection: 
1658

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