Ach widerlich und eckel war das Leben -
Im Herzen heißer Wünsche grimme Pein
Saß ich gedankenvoll auf hartem Stein;
Dem bitt'ren Unmuth ganz dahingegeben. -
Da fühlt' ich eines Engels lindes Weben -
Mit einem Lächeln, mild wie Sonnenschein,
Kam still die Liebste, Trösterin zu sein
Vor ihrem Hauch die Furien entschweben.
Sie kniete nieder - weich schien mir die Erde,
Sie sprach zu mir - leicht schien mir die Beschwerde;
Sie küßte mich - wie selig konnt' ich sein!
Wo wär' ein Stein, den Liebe nicht erweichte?
Ein hohes Ziel, das Liebe nicht erreichte? -
Wär' in der Wüste Liebe wohl allein? -
(1849)
aus: Gedichte von Katharina Diez
und Elisabeth Grube, geb. Diez
Stuttgart 1857