Brief auf Hotelpapier

                    (1929)

Wenn du nach Halle gehst,
Dann geh nach Hamburg,
Wenn du von gutem Leben was verstehst.

Wenn du nach Halle reist,
Magst du zuvor mich fragen.
Ich kann dir manches sagen,
Was du vielleicht nicht weißt.

Daß du in kurzer Frist
Nur Allerbestes pickst.
Die Stadt ist nämlich etwas trüb gemixed.
Doch kommt’s auch darauf an, wer du nun bist.

Ziehst du nach Halle, grüße Giebichenstein
Und Marcks und andres Nochzuunterschätzte.
Und möchte alles dir gewogen sein,
Was mich so freundlich hier anringelnätzte.

Vorausgesetzt: du hast ein Herz am Rost
Und für Geschmack ein heiteres Gesicht.
Dann, wie gesagt, quartier dich vor der Post
Gleich in Stadt Hamburg ein. Halle entgeht dir nicht.

Collection: 
1929

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Tiefe Stunden verrannen.
Wir rührten uns nicht.
In den alten Tannen
Schlief ein Gedicht.

Stieg ein Duft aus dem Heu,
Wie ihn die Heimat nur haucht. – –
Sahst du das Reh, das scheu
Dort aus dem Duster...

Hell strahlen die festlichen Wände,
Fanfaren schmettern laut.
Es reichen sich selig die Hände
Bräutigam und Braut.

Es schwelgen im rauschenden Glanze
Frohe Damen und Herrn
Und wiegen sich lachend im Tanze. – –...

(30. Januar 1919)

Limi, Seeheimer Laterne
Glüht rot.
Trennt uns nur die Feme?
Oder Not?
Von dem Wernerwalde
Und vom Einst
Träum ich, träum, daß balde
Du erscheinst.
Komm,...

Wenige Schritte weiter –
Teilt sich der Buchen stäte Nacht,
Blickst du auf Lande, die heiter
Und weit und schön sind, wie Gott sie erdacht.

Grüne schlummernde Wellen
Glitzern im Regenbogenstaub;
Und Friede...

Mir träumte, ein kleines Schwälbchen
Flöge über das Meer.
Ein fremder, häßlicher Vogel,
Der jagte hinter ihm her.

Und eine weiße Möwe
Schloß sich zum Wettflug an,
Bis sie dem wilden Jäger
Die Beute...