Du Gott! mein Herr! dir sei es angekündigt,
Dein dunkler Priester sagt: "Ich hab' gesündigt".
Ich flüchte, Herr! zu deinen lichten Gnaden,
Du wirst die bange Seele mir entladen.
Die Blume knospt in tief geheimer Fülle,
Der Frühling weht, sie sprengt die enge Hülle.
Stumm lebt im Winterfrost die Philomele,
Wenn Frühling kommt, singt plötzlich ihre Seele.
Die Quelle harrt des Aufersteh'ns mit Beben,
Der Frühling thaut das Eis, sie grüßt das Leben.
Der Schmetterling, so traurig eingesponnen,
Geweckt von ihnen, grüßt die Frühlingswonnen.
So hat mein Herz es selig überkommen,
Als es den Ruf der Liebe hat vernommen.
Du hast's gewollt, o Herr! du wirst's vergeben,
Die Seele blüht und singt und küßt das Leben.
Von deinen Priestern auch, die Besten sind's auf Erden,
Von Lenz und Lieb' wird ihr Entsühnung werden!
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880