Du standst im goldnen Abendschein
       Verklärt in stillem Denken.
       Da trat ich scheu und blöd herein,
       Besorgend, dich zu kränken.
       Ich nahte voll verlegner Not;
       Kaum wagt ich aufzublicken.
       Du standst, die Wang umhaucht von Rot -
       Ich sah es mit Entzücken.
       So standen wir und schwiegen lang
       Und wagten nicht zu reden,
       Doch endlich wich dem süßen Drang
       Die Furcht des scheuen Blöden.
       Ich sprach zu dir: Nicht bin ich wert
       Der Stell zu deinen Füßen,
       Und nimmer hätt ich das begehrt,
       Wüßt ich, dich möchts verdrießen.
       Du nicktest still und setztest dich
       Und hasts mir nicht verwiesen;
       Und nieder warf ich froher mich
       Und saß zu deinen Füßen.
       Da saß ich froh und sah hinauf
       Und horchte deinen Worten.
       Doch wagte meines Blickes Lauf
       Sich nicht zu deines Pforten.
       Da sprach ich: Wär ich doch verwandt
       Den Engelein, den süßen,
       Dann dürft ich diese Engelshand,
       Die weiße, zarte küssen.
       Da reichtest freundlich du den Schnee
       Zur Lindrung mir hernieder,
       Doch heißer noch drang mir das Weh
       Der Sehnsucht durch die Glieder.
       Drauf klagt ich: Ich verdien es nicht,
       Ins Auge dir zu schauen -
       Du gönntest mir das süße Licht,
       Du holdeste der Frauen.
       Ich sah hinauf und sah hinein,
       Die Erde war verflogen,
       So hast du mit dem süßen Schein
       Die Seele mir entsogen.
       Ich seufzt: O wär ich jenes Band,
       Dann könnt ichs wohl erringen -
       Ich dürft mit liebend leiser Hand
       Den schlanken Bau umschlingen.
       Da hobst du mich, du süßes Weib,
       Gerührt von meinem Harme.
       Da lag der schlanke, zarte Leib
       Dem Glücklichen im Arme.
       Da hab ich nimmermehr gefragt,
       Und, Mund an Mund gesunken,
       Was ich zu hoffen nie gewagt,
       Des Himmels Lust getrunken.              
