Anstachelung beim Zahnstochern

Ich biete euch Troglodyten die Spitze.
Heraus mit euch! Wer sich in Löcher
Verkrümelt, ist feig. Ich besitze
Der Pfeile genug in meinem Köcher.

Mit dem Pfeil, dem Bogen
Durch Gebirg und Tal
Kommt Odysseus gezogen
Und säubert den Augiasstall.

Nein, ich schieße euch freche
Brut nicht. Ich steche!

Ihr mach mich krank
Mit eurem Gestank.
Ihr freßt an mir, anstatt
Mich zu nähren. Ich bin noch nicht satt.

Heraus aus dem Loch!
Ich hülle in Spucke euch
Und schlucke euch –
Pieks-quieks – doch.

Oder schnipse euch aufs Geratewohl
In ein unbekanntes Hilfdirselber. –
Ach mein Backenzahn ist schrecklich hohl
Und wird täglich bröckliger und gelber.

Keine Hand vors Gesicht.
Komm, Zahnstöcherchen,
Piek die Peiniger
Aus den Löcherchen!
Schäme dich nicht,
Denn du bist ein kluger Reiniger.

Immer wacker gespießt!
Wenn auch mal Blut fließt.
Ich bin nicht bang.

Gesegnete Mahlzeit beim letzten Gang.

Collection: 
1928

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Tiefe Stunden verrannen.
Wir rührten uns nicht.
In den alten Tannen
Schlief ein Gedicht.

Stieg ein Duft aus dem Heu,
Wie ihn die Heimat nur haucht. – –
Sahst du das Reh, das scheu
Dort aus dem Duster...

Hell strahlen die festlichen Wände,
Fanfaren schmettern laut.
Es reichen sich selig die Hände
Bräutigam und Braut.

Es schwelgen im rauschenden Glanze
Frohe Damen und Herrn
Und wiegen sich lachend im Tanze. – –...

(30. Januar 1919)

Limi, Seeheimer Laterne
Glüht rot.
Trennt uns nur die Feme?
Oder Not?
Von dem Wernerwalde
Und vom Einst
Träum ich, träum, daß balde
Du erscheinst.
Komm,...

Wenige Schritte weiter –
Teilt sich der Buchen stäte Nacht,
Blickst du auf Lande, die heiter
Und weit und schön sind, wie Gott sie erdacht.

Grüne schlummernde Wellen
Glitzern im Regenbogenstaub;
Und Friede...

Mir träumte, ein kleines Schwälbchen
Flöge über das Meer.
Ein fremder, häßlicher Vogel,
Der jagte hinter ihm her.

Und eine weiße Möwe
Schloß sich zum Wettflug an,
Bis sie dem wilden Jäger
Die Beute...