Abendstimmen

Der Sommerwind streicht übers Gras
Hin über die bebenden Herzen,
Über die goldenen Königskerzen,
Und meine Augen sind von Tränen naß.

Dort reifen Beeren sommerrot,
Wir pflückten sie zu zweien.
Die Schnitter ziehn in Reihen,
"Es ging ein Schnitter, der heißt Tod".

Mein Liebchen liegt im kühlen Grab,
Meine Stirne streifen des Sommers Hände,
Oh fänd' ich dich am Ende
Der Welt, ich ging hinab.

'S ist alles heimatfernes Land,
Drauf meine Füße treten können,
Ich fühl's im Herzen brennen,
In unstillbarem Brand.

Die Wandervögel ziehn zu Tal,
Das Abendrot wird blaß und blässer,
Mir wär es besser,
Zu sterben, wie das Himmelsmal.

Die Schnitter ziehn den Weg hinab,
Meine Stirne streifen des Sommers Hände,
Wenn ich doch endlich Ruhe fände
Bei dir im Grab — (S. 44)

Collection: 
1906

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