Abend

Hinter blauen Bergen
glüht der Abend aus.
Segen sinkt hernieder
über Baum und Haus.

Brennende Leidenschaften
werden ein mildes Licht,
irrender Tage Sehnen
wird zum stillen Gedicht,

und rings in dieser Stunde
ist allversöhnte Ruh. —

Der selben Gottheit Kunde
sind Wolke, Berg und du. —

Collection: 
1919

More from Poet

  • Senke mir die Rosenkrone
    tief in meine Stirne. —

    Sehnsucht ließ zu dir mich finden
    und den fernen, müdgetäuschten,
    lieben, dummen Kinderglauben
    hast du wachgerufen —
    du — —
    wie zuweilen noch die Sonne...

  • Führte zu dir mich des Zufalls Spiel,
    oder war es ein Gott mit Willen und Ziel?
    Ich mag nicht fragen; ich weiß es nicht.

    Doch in meiner Stube war so viel Licht,
    als wär’ von den Abendwolken allen
    die rosigste just...

  • So beginnen Ewigkeiten — —

    Wenn von herbstdurchbebten Bäumen
    still die Blätter niedergleiten,
    wenn in blauen Sehnsuchtsweiten
    eines Vogels Lied verweht — —
    Wenn ich tief in deinen Augen
    deine reine Seele grüße...

  • Ich habe die Sonne gefragt:
    "Was wirst du mir heute geben?"

    Wach' auf! Wach' auf! Es tagt!
    Schaffen sollst du und leben
    und fragen nicht!

    Ich habe die Vögel gefragt,
    die mir das Taglied singen:
    "Was...

  • Und daß es wieder ein Nachher gibt —!
    Diese fragenden Räume und leeren Zeiten
    und die plötzlich verzerrten anderen Seiten
    an allem, was man um eines geliebt!

    Daß man wieder steht an verschlossenen Pforten
    und Hunger leidet im...