1.
Wie bist du still geworden,
Wie bist du worden bleich!
Ich schau die blassen Wangen;
Mir wird das Herz so weich.
Wo sind die Schelmenaugen,
Die einst mich tief berückt,
Die lachend roten Lippen,
Die selig mich beglückt!
Das silberhelle Lachen,
Das mir die Brust durchdrang,
Ist nicht das alte Lachen;
Es klingt so schwer und bang.
Wir sprachen viel zusammen,
Und sind so tief bewegt;
Ein schmerzliches Erinnern
In unsrer Brust sich regt.
2.
Einst rauschte mir im Herzen eine Symphonie
Von Lust und Leid;
Verschollen ist die stille, süße Melodie
So weit, so weit ...
3.
Die alte tote Liebe
Weint altes Leid mir vor,
Wie schluchzende Akkorde
Hallt's klagend an mein Ohr.
Du alte tote Liebe,
Bist noch nicht ganz verhallt;
Ein letztes, letztes Klingen,
Doch es erstirbt wie bald!
aus: Aus bewegten Stunden Gedichte (1884-1888)
von Ludwig Jacobowski
Zweite veränderte Auflage Dresden und Leipzig 1899