Was von Orden

Als ich den Ordensbreisgorrand
In Ihren währden Bladde fand,
Da worde mer uff eemal glar,
Was mer bis dato duster war,
Uff heechst eefache Ard un Weise:
Es had ja alles feste Breise.

Hat ärgend eener Knobblochweh,
So guckd er in sei Bordmonneh,
Un had er zwee-, dreimal gezehld,
So wärd der Orden ausgewähld,
Den mer als middelmäß’ger Mann
Mid edwas Drahd sich leisten gann.

So drei-, villeicht vierdausend Mark,
Das is doch eegendlich ä Quark.
Die grichd nich der Agend – i nee! –
Die dehbonierd mer bein Bankjeh.
Uff die Ard werd mer nich beschummeld,
Un nunmehr werd das Ding befummeld.

Is den Agenden es geglickd,
Un had das Greizchen er geschickd,
Erhebd der Gude anschdandslos
Bei den Bankjeh das bare Moos.
Er schmunseld und Dir duhd’s nich leed –
’s herrschd beiderseids Zufriedenheed.

Ob nu an Suldan oder Babst,
Obste an Schbanijen Dich labst,
Ob mehr Idalijen Du liebst,
Ob Bersien de den Vorzug giebst
Bei Schmickung Deines neien Frackes,
Das ist gans Sache des Geschmackes.

Gewinnd mer – so was schändet nie! –
Än Batzen in der Lodderie,
Gammer gleich diefer nein sich gnien
Un’s ganse Sordemend beziehn.
Wer weeß – das wäre awwer fein! –
Ob se in Ramsch nich billjer sein?

Un schdilld, weil Du ä Badriod,
Gee fremdes Greizchen Deine Nohd,
Schick nur finf braune Scheine ein,
So wärd ä deidsches Deine sein,
Un nachher – heiliges Gewidder! –
Biste ä richdger Vollbludsridder!

Collection: 
1902

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